Robert Tarantino - Rebel without a crew

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Robert Tarantino - Filmplakat

Artikel in der Presse

Der Herr über Killer und Vampire

Eigentlich ist diese Doku ein hochdramatisches Kammerstück. Houchang Allahyari hat dem Wiener Trash-Regisseur Robert Tarantino ein filmisches Denkmal gesetzt, indem er ihn einen Monat lang beim Dreh eines Horrorthrillers begleitete. Was sich hinter der Kamera abspielte, war bei dem B-Movie-Dreh mindestens so spannend wie das Schlachten davor.

Laut einer zweifelhaften Biografie in der Internet Movie Database (IMDb) ist Tarantino 34 Jahre alt. Die Info könnte stimmen, Tarantino wäre beim Dreh des Porträts dann 32 Jahre alt gewesen. Mit dem Filmen hat er 2007 begonnen. Inspiriert von seinen Helden Robert Rodriguez und Quentin Tarantino wählte er seinen Nom de guerre und begann, nach dem Vorbild internationaler No-Budget-Trash-Filmer als Autodidakt mit der Produktion von Vampir, Zombie-und sonstigen Horrorfilmen.

Tarantino ist theoretisch beschlagener, kennt sein Metier. Sich selbst bezeichnet er, einem Zitat folgend, als „Rebel without a Crew“. Er überlegt sich die Geschichten, kauft eine Packung DV-Kassetten und sucht dann über diverse Internetforen nach Schauspielern. Natürlich nimmt er selbst immer eine der Hauptrollen ein. Diesmal soll „Blood City Massacre“ gedreht werden. Gemeldet haben sich unter anderem die Salzburger Off-Theater-Schauspielerin Marie-Therese Lind und ein über und übertätowierter Star der Wrestling School Austria (WSA), der sich Humungus nennt.

"Heast Dracula, du Oaschkretzn"

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Die Kämpfer der WSA kennen Tarantino bereits von einem früheren Projekt. Dank Allahyaris Doku weiß man jetzt, dass hinter den schrägen Vögeln starke Charaktere und Persönlichkeiten mit viel Humor stecken. Die Momente mit den Wrestlern zählen zu den stärksten des Films. Bemerkenswert aber auch jener Gothic-Typ, dem kein Text beizubringen war und der schließlich improvisierte: "Heast Dracula, du Oaschkretzn, du g’schissene - wos is - du bist mei’ Todfeind."

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Wer sich einen ganzen Monat für ein Projekt Zeit nimmt, das mit Sicherheit kein Geld einbringen wird, gehört schon einmal einer nicht näher definierten, aber sehr speziellen Zielgruppe an. Vor allem wenn dabei Untote herumwandeln und Serienkiller ihr Unwesen treiben. Es geht dabei um Spaß und darum, innerhalb der rührigen internationalen Trash-Movie-Szene wahrgenommen zu werden. Entweder jemand hat Sinn für diese Art von selbstironischem Dadaismus - oder eben nicht.


Mutiger als seine Filmhelden

Der Wiener Tarantino kennt die Regeln des Genres. Allzu professionell darf das alles nicht wirken. Seiner ob der nicht nachvollziehbaren Handlung verzweifelnden Hauptdarstellerin Marie erklärt er sinngemäß: Logiklöcher gehören zwingend dazu. Und dass übertrieben gespielt wird, auch das ist ein Teil des Spiels. Gegenüber Allahyari erklärt er, dass er absichtlich schlecht spielt. Nach Ansicht der Szenen, die man in der Doku sieht: Tarantino spielt manchmal gut schlecht und manchmal auch einfach nur gut. Man merkt jedenfalls, dass er sich vor der Kamera wohlfühlt.
Dass das nicht selbstverständlich ist, daraus leitet sich der andere Spannungsbogen neben dem hochkomischen und chaotischen Filmdreh ab. Denn Tarantino hat ein Kreuz zu schleppen. Er ist schüchtern, der Kontakt zu Menschen scheint ihn nervös zu machen - sehr nervös. Bei alldem ist Tarantino mutiger als sämtliche seiner Filmhelden. Denn er gibt seinen Ängsten nicht nach, im Gegenteil.

Sogar auf die Bühne traut er sich - unter dem Namen Wolf Morrison spielt er selbst komponierte Songs, außerdem gibt er Kabarettnummern zum Besten. Schriftsteller ist er dazu. Sein Metier, zumindest vermittelt Allahyaris Doku diesen Eindruck, ist trotzdem der Film. Hier verliert er zusehends die Scheu, man arbeitet ja eng zusammen. Wie eine Familie werde das Team für ihn bei einem Filmdreh, sagt Tarantino. Für das Liebesleben sorgen Kussszenen. Nur seine angehimmelte Marie hat sich verweigert. Allahyari hatte wohl kein leichtes Leben als Regisseur einer Doku über Tarantino. Er hat große Hochachtung vor dem Filmemacher und seinem Team. Mit Tarantino hält er nun schon seit Jahren Kontakt und Marie-Therese Lind wird in einem seiner nächsten Filme mitspielen. Aber dennoch war es nicht möglich, über so einen Filmdreh zu berichten und sämtliche Sonderbarkeiten und Probleme auszublenden.

Respekt einerseits, wahrhaftig bleiben andererseits-eine Gratwanderung, die man als Zuschauer der Doku mit einigem Bangen verfolgt. Man will nicht, dass hier jemand vorgeführt wird. Aber wird es zu verhindern sein? Im Großen und Ganzen ist Allahyari die Gratwanderung gelungen. Die Frage von ORF.at, ob es nicht schwer war, als Regisseur den Amateuren beim Horrorfilmdreh keine Tipps zu geben, bejaht Allahyari. Er habe sich zurückhalten müssen, sehr sogar, aber es sei ihm gelungen.
Simon Hadler, ORF.at

 



Robert Tarantino - Collage

© Filmproduktion Allahyari: Robert Tarantino - 2013


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